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Die Aussiedler zählen zu den größten Zuwanderergruppen in Deutschland. Seit 1950 sind ca. 4,5 Millionen Aussiedler ins Land gekommen, die meisten davon in den letzten 25 Jahren. Außerdem stellen die Aussiedler eine ganz besondere Migrantengruppe dar: Ihre Vorfahren waren Deutsche, die aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Situation im 18. und 19. Jahrhundert ihre Heimat verlassen hatten. Sie siedelten sich in Ost- und Südosteuropa an und bildeten dort, zum Beispiel in Rumänien, Ungarn oder Polen, deutsche Enklaven. Da die Deutschstämmigen willkommen waren, erhielten sie weitgehende Minderheitenrechte, zum Beispiel durften sie deutsche Schulen betreiben.
Aufgrund der zwei Weltkriege wurden die Deutschstämmigen für die Gräueltaten Deutschlands mitverantwortlich gemacht und verloren in der Folge ihre gesellschaftlich geschützte Position. Lebten vor dem zweiten Weltkrieg noch über 15 Millionen Deutschstämmige im Osten, so waren es 1960 nur noch rund 4 Millionen, zumeist in Rumänien, Polen und der ehemaligen Sowjetunion. Diese wurden diskriminiert und mussten zum Beispiel ihre deutschen Namen abgeben.
Nach dem zweiten Weltkrieg bestand die größte Gruppe unter den Aussiedler aus deutschen Staatsbürgern, die in den ehemals deutschen Gebieten östlich von Oder und Neiße gelebt hatten. Aufgrund ihrer deutschen Staatsangehörigkeit konnten sie ohne Einschränkungen nach Deutschland einreisen und sich niederlassen.
Die Nachfahren deutscher Auswanderer, die sich vor dem 20. Jahrhundert in Osteuropa niedergelassen hatten, konnten seit den 1960er Jahren auf Antrag in die Bundesrepublik einwandern. Oftmals wurde Ihnen die Ausreise durch das jeweilige Land aber nicht gestattet. Daher kamen in der Zeit von 1951 bis 1987 nur 1,4 Millionen Aussiedler nach Deutschland.
Erst als im Zuge der Perestroika ab 1987 die Ausreisebedingungen in vielen osteuropäischen Ländern gelockert wurden, stieg die Zahl der Aussiedler stark an. In der Folge kamen weitere 4 Millionen Aussiedler nach Deutschland, von denen ca. 80% nicht in Deutschland geboren waren. Oftmals sprachen sie kein Deutsch und es kam zu Schwierigkeiten bei der Integration. Daher wurde 2005 ein Sprachtest eingeführt, den alle über 16-jährigen Ausreisewilligen durchlaufen mussten. Seitdem kommen kaum noch Spätaussiedler ins Land.
Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung